Lebensraum Rheinmündung

Trotz der Kanalisierung gilt der Alpenrhein als größter Wildbach Mitteleuropas. Enorme Sedimentmengen verändern die Mündungslandschaft ständig. Durchschnittlich schwemmt der Fluss etwa 2,5 Mio. m³ Feinsedimente pro Jahr in den Bodensee, in Hochwasserjahren auch deutlich mehr. Dadurch entwickeln sich jährlich etwa zwei bis drei Hektar neue Landflächen. Und dies seit Jahrtausenden. Nach der Eiszeit waren große Teile des heutigen Alpenrheintals noch Teil des „Urbodensees“. Allein im 20. Jahrhundert sind über 2 km² neue Landflächen entstanden. Seit den 1970er Jahren werden die Rheindämme seewärts vorgestreckt, um die Sedimentmassen in tiefere Bereiche zu leiten und die Verlandung im Uferbereich zu stoppen. Eines Tages jedoch wird der Bodensee mehr oder weniger vollständig verlandet sein.
Was für die Wasserwirtschaft eine enorme Herausforderung bedeutet, ist für den Naturschutz eine einmalige Chance. Denn auf den jungen Sedimentationsflächen entwickelt sich in wenigen Jahren eine große Vielfalt an Lebensräumen: Von Flachwasserbereichen über Röhrichte und Großseggensümpfe bis zu Auwäldern können alle Sukzessionsstadien beobachtet werden. Aus ökologischer Sicht notwendig ist die Erhaltung der Landschaftsdynamik und eine Besucherlenkung. Erste Schritte hierzu wurden begonnen. Weitere Maßnahmen zur Revitalisierung und Strukturierung des noch sehr technischen Rheinkanals sollten dieser Mündungslandschaft mittelfristig ein naturnaheres Erscheinungsbild verleihen.

Fotos der Rheinmündung
 
Interreg III A-Projekt "Ökologische Aufwertung der Mündung des Alpenrheins"
 

Literatur / Unterlagen:
Bösch, C. (2005): Besucherlenkungskonzept für die Rheinvorstreckung. Dipl. Arbeit, Univ. Wien.
Götz, A., Bergmeister, U. (1994): Die Mündung des Alpenrheins im Wandel der Zeit. In: Konold, W. (Hrsg.): Historische Wasserwirtschaft im Alpenraum und an der Donau. S. 99-110.
Grabher, M. (2002): Ökologische Begleitplanung zur gestalterischen und ökologischen Aufwertung des Vorstreckungsprojektes. Im Auftrag der internationalen Rheinregulierung.
Institut für Landschaftspflege und Umweltschutz (1996): Ökologische Begleitplanung zur gestalterischen und ökologischen Aufwertung des Vorstreckungsprojekts. Im Auftrag der Internationalen Rheinregulierung.
UMG Umweltbüro Grabher (2006): Gestalterische und ökologische Aufwertung des Fußacher Schutzdammes. Im Auftrag der Internationalen Rheinregulierung.
UMG Umweltbüro Grabher (2006a): Pflegeplan für die Neue Rheinmündung. Im Auftrag der Internationalen Rheinregulierung.
UMG Umweltbüro Grabher (2007): Ökologische Begleitplanung Rheinmündung. Aufwertungsmaßnahmen an der Rheinvorstreckung. Im Auftrag der Internationalen Rheinregulierung.